aktuelle Ausstellung | current exhibition


Bakemono - fruehsorge

Bakemono
June 8 - July 28 2012
fruehsorge contemporary drawings Berlin

„Monsters have a practical value, they challenge our intellect.“
Étienne-Geoffrey de St. Hilaire, from the19th century.

Bakemono are the traditional monsters in japanese culture. The word itself means „changing things“ and thus many Bakemono are the result of bizarre transformations. Familiar figures like animals and every-day objects shift into shapes which we encounter with shivering fascination and pleasant uneasiness alike. Astrid Köppe’s drawings take us to a place where notions of The Natural and the Supernatural, the Usual and the Fantastic are no longer apllicable. By means of her own creative imagination, the artist transforms concrete experiences and studies of the every-day into motifs, that seem to be frozen during a process of metamorphosis. In order to read what is seen, the viewer needs to call on his own experiences of reality, however decipherment can only fail. Although one might recognize familiar textures like fur, hair, sting or plush, irritation about the veritable character of Köppe’s objects prevails.

The drawn figures ostensibly create the impression to be domesticated by the consistent use of identically sized frames. A closer look, however, soon unmasks this treacherous certitude. Köppe’s ‚monsters’ impress us with a very delicate application of various materials and thus develop such tactile qualities that the viewer is – despite of their quaintness - constantly reminded of their factuality. The wall-piece on site pierces into the real space. The relief like structure made of artificial eyelashes is the first in situ installation since the exhibition „100 drawings“ in 2011 in South Korea. The eyelashes are individually and in meticulous work appliqued to the wall. They seem to relate to the pencil stroke of a drawing, due to their mere accumulation they also evoke elements of substantial volume. At the same time, the artist takes up „hair“ as a subject. Hair as well as monsters place the viewer in an ambiguous position. On one hand, we associate hair with grace or even virility, on the other hand, it is only a small step to utter revulsion if we find them in places where they ought not be, according to our perception, and thus cross a line which the installation piece tries to explore.

On the bigger enamels the objects have a stronger pictogramic character. Outlines are sharper and clearer, and through their strong figurative presence they appear almost as logos even though their message still remains enigmatic. The diversity of the materials used in the drawings are eliminated on the glittering surface of the enamel, that reflects the light. 

Bakemono is Astrid Köppe’s third exhibition with fruehsorge contemporary drawings and the first one in Germany for which the artist creates two installation pieces on site.
 
 
Monster haben ihren Gebrauchswert, denn sie sind eine Herausforderung an unseren Intellekt.“
Étienne-Geoffrey de St. Hilaire, aus dem 19. Jahrhundert.
Bakemono sind die traditionellen Monster der japanischen Kultur. Das Wort selbst bedeutet soviel wie "Sich-Verwandelnde-Dinge“ und so sind viele Bakemono das Ergebnis bizarrer Transformationen von Tieren und Gegenständen, die uns vertraut erscheinen hin zu Gebilden, denen wir mit schaudernder Faszination und wohliger Unbehaglichkeit gegenübertreten. Astrid Köppes Zeichnungen lassen den Betrachter in eine Welt eintauchen, in der das Denken in Kategorien von natürlich und übernatürlich, von gewöhnlich und fantastisch nicht mehr zu funktionieren scheint. Durch ihre kreative Einbildungskraft verwandelt die Künstlerin konkrete Erfahrungen und Beobachtungen zu Motiven, die wie plötzlich festgehalten in ihrer Metamorphose erscheinen. Der Betrachter ist stets auf sich selbst zurückgeworfen, auf seine eigene Lesart dessen, was ihm in größtmöglicher Mehrdeutigkeit begegnet. So präzise wir die Texturen erkennen mögen, Fell, Plüsch, Haar oder Stachel, umso mehr herrscht Irritation über den genauen Charakter des Objektes, dem mit rationalen Argumenten offenbar nicht beizukommen ist.

Köppes Monster erwecken vordergründig den Eindruck, durch das gleichbleibende Rahmenformat domestiziert zu sein. Diese trügerische Sicherheit wird bei genauerem Hinsehen jedoch alsbald entlarvt, denn durch den delikaten Materialauftrag entwickeln die gezeichneten Objekte eine solch haptische Qualität und Präsenz, dass der Betrachter trotz ihrer offenkundigen Absonderlichkeit stets an ihre Untrüglichkeit erinnert wird. So auch bei der Wandarbeit, mit der sich Köppe erstmals seit ihrer Ausstellung „100 Drawings“ 2011 in Süd-Korea wieder in den Raum hinein wagt. Die künstlichen Wimpern sind einzeln auf die Wand appliziert und stellen über Form und Auftrag durchaus eine Beziehung zum Strich der Zeichnung her. In ihrer Anhäufung evozieren sie Elemente von Körperlichkeit. Dabei greift Köppe auch das Thema „Haare“ auf, das den Betrachter ebenso wie das Motiv des Monsters zu einer zweideutigen Haltung zum Vorgefundenen zwingt. So assoziieren wir Haare mit Anmut oder auch Virilität, schnell kann einen aber auch der Ekel befallen, wenn sie dort auftauchen, wo sie unseren Vorstellungen nach nicht hingehören und damit eine Grenze überschreiten, die in der Wandarbeit ausgelotet werden soll.

Bei den großformatigen Emaillen erscheinen die Dinge stark piktogrammhaft. Alles ist klarer umrissen, wirkt fester und präsenter - fast wie bei einem Logo, dessen Botschaft aber auch hier rätselhaft bleibt. Die Unterschiedlichkeit der Zeichenmaterialien auf dem Papier weicht hier dem Spiel mit der spiegelglatten Oberfläche und den verschiedenen Schichten der Emaille.

Bakemono ist Astrid Köppes dritte Ausstellung mit fruehsorge contemporary drawings und die erste, in der die Künstlerin neben Zeichnungen und Emaillen auch zwei Wandinstallationen präsentiert.
Dirk Weilemann












photos: Markus Bachmann























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